Auf den Spuren meiner Ahnen


Entdecken Sie die Wurzeln meiner europäischen, amerikanischen und hawaiianischen Verwandten!

Vorname Nachname
Anni Margot BENDHEIM

Anni Margot BENDHEIM

weiblich 1921 - 2025  (103 Jahre)


Angaben zur Person    |    Stammbaum    |    Medien    |    Quellen    |    Ereignis-Karte    |    Alle

  • Name Anni Margot BENDHEIM  [1, 2, 3, 4
    Alternate Spellings NAME: Margot Friedländer 
    Geburt 5 Nov 1921  Berlin, Berlin, Berlin, Germany Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1, 2, 3, 4
    Geschlecht weiblich 
    Adresse Adresse:
    StreetAddress: 32 Skalitzer Strasse; Occupation: Kinderpflegerin 
    Stand famous person 
    Arrival 27 Jul 1946  New York, New York, New York, USA Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [2
    Age: 24 
    Arrival 10 Aug 1960  Southampton, Hampshire, England Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [4
    Age: 38; Ship: United States; ShippingLine: United States Line 
    Departure Bremen, Germany Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [2
    Departure New York, New York, New York, USA Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [4
    LifeSketch
    • Leben

      Margot Friedländer bei einer Lesung des Tagebuchs der Anne Frank (2012)
      Interview mit Margot Friedländer über den Holocaust

      Stolperstein, Skalitzer Straße 32 in Berlin-Kreuzberg
      Die Flucht der Juden vor den Nationalsozialisten (mit Interview von Margot Friedländer)
      Video: Die Ermordung der Juden im Nationalsozialismus (mit Interview von Margot Friedländer als einer Augenzeugin vom Ghetto Theresienstadt)
      Margot Friedländers Vater, der Handlungsgehilfe und Kriegsveteran Arthur Bendheim, heiratete 1920[1] die aus Teschen[2] (Österreichisch-Schlesien) stammende Auguste Gross,[3] die während des Ersten Weltkriegs nach Berlin gekommen war und ein Knopfgeschäft eröffnet hatte.[1] Die Familie war jüdisch. Margot Friedländer wurde am 5. November 1921[4] als Anni Margot Bendheim in Berlin geboren, 1925 ihr Bruder Ralph.[1] 1937 ließen sich die Eltern scheiden.[3][5] Ihr Vater flüchtete 1939 nach Frankreich und wurde am 10. August 1942 aus dem Sammellager Drancy in das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet.[6] Die Geschwister lebten nach der Trennung bei der Mutter, ab 1939 in der Neuen Grünstraße 3 in Berlin-Mitte, ab 1941 in der Skalitzer Straße 32 in Berlin-Kreuzberg bei Rachela Meisner zur Untermiete.[7] Mehrmals versuchten sie auszuwandern. 1938 verweigerten die USA die Immigration. Auch Versuche, nach Brasilien oder China auszuwandern, scheiterten. Am 20. Januar 1943 planten sie ihre Flucht zu Verwandten nach Oberschlesien,[8] Ralph wurde aber von der Gestapo verhaftet. Die Mutter deponierte noch eine Handtasche mit ihrem Adressbuch und einer Bernsteinkette bei Nachbarn, bevor sie sich der Polizei stellte, um ihren Sohn zu begleiten.[5] Die Nachbarn übermittelten Margot die mündliche Botschaft ihrer Mutter: „Versuche, dein Leben zu machen.“ Am 29. Januar 1943 wurden Auguste und Ralph Bendheim zusammen im 27. Osttransport nach Auschwitz deportiert.[9] Im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau wurde die Mutter gleich in die Gaskammer geschickt, Ralph überlebte noch einen Monat.[10][11]

      Margot lebte fortan in verschiedenen Verstecken. Sie färbte sich die schwarzen Haare tizianrot und ersetzte den Judenstern durch eine Kette mit Kreuz. Sie ließ ihre Nase verändern, um nicht dem Vorurteil über das Aussehen von Juden zu entsprechen und als Jüdin erkannt zu werden. Ihre wechselnden Verstecke fand sie bei Gegnern des Nationalsozialismus, wobei ihre Notlage jedoch auch ausgenutzt wurde.[5] Im Frühjahr 1944 geriet sie in eine Kontrolle von „Greifern“ – Juden, die im Auftrag der SS andere Juden aufspüren und ausliefern sollten.[12] Margot Friedländer ging ihr ganzes Leben lang davon aus, dass sie von der „Greiferin“ Stella Goldschlag an die Gestapo verraten worden war. Die beiden kannten sich vom Jüdischen Kulturbund.[13] Friedländer wurde verhaftet und in das Konzentrationslager Theresienstadt gebracht. Dort traf sie Adolf Friedländer wieder, den sie von ihrer Arbeit als Kostümschneiderin beim Jüdischen Kulturbund kannte, wo er Leiter der Verwaltung war.[14] Auch er hatte seine gesamte Familie verloren.

      Gemeinsam überlebten Margot Bendheim und Adolf Friedländer den Holocaust. Sie heirateten und reisten 1946 per Schiff nach New York. Dort nahmen sie die Staatsbürgerschaft der Vereinigten Staaten an und schrieben ihren Nachnamen „Friedlander“. Die Ehe blieb kinderlos.[15]

      Margot Friedländer arbeitete in New York unter anderem als Änderungsschneiderin und Reiseagentin. 1997 starb ihr Mann. Nach seinem Tod besuchte sie einen Seniorenkurs für biografisches Schreiben des jüdischen Kulturzentrums 92Y, in dem ihr Mann Associate Executive Director gewesen war.[16] Eine ihrer ersten Geschichten handelt von ihrer Befreiung aus dem Konzentrationslager. Durch die Veröffentlichung ihrer Geschichten lernte Margot Friedländer den Dokumentarfilmer Thomas Halaczinsky kennen, der mit ihr in ihrer alten Heimatstadt Berlin einen Dokumentarfilm drehte.[17] Margot Friedländer nahm 2003 eine Einladung des Berliner Senats für „verfolgte und emigrierte Bürger“ an und besuchte ihre Heimatstadt. 2008 erschien ihre Autobiografie Versuche, dein Leben zu machen. Nach weiteren Besuchen in ihrer Heimatstadt beschloss sie, ganz zurückzukehren. Ab 2010 lebte sie wieder in Berlin.[18] Sie erhielt die deutsche Staatsbürgerschaft zurück. Bis zu dreimal wöchentlich besuchte sie Schulen und andere Einrichtungen in ganz Deutschland, um über ihr Leben zu berichten.[5][19] Dabei trug sie gelegentlich die Bernsteinkette, die sie von ihrer Mutter erhalten hatte.

      2011 wurde ihr das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen, das ihr der damalige Bundespräsident Christian Wulff am 11. November im Schloss Bellevue überreichte.[20] Die von ihr selbst gelesene Hörbuch-Fassung ihrer Erinnerungen wurde 2016 für den Deutschen Hörbuchpreis nominiert.[21] Am 14. Mai 2019 erhielt Margot Friedländer für ihre Verdienste um ihre Aufklärungsarbeit im Beisein von Christian Wulff und Bundeskanzlerin Angela Merkel den „Talisman“ der Deutschlandstiftung Integration.[22] Am 5. November 2021 vollendete Friedländer ihr 100. Lebensjahr.[23]

      Am 25. Mai 2022 wurde an Margot Friedländer die Ehrendoktorwürde des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften der Freien Universität Berlin verliehen. Sie wurde damit für ihre „überragenden Verdienste als Zeitzeugin“ und ihre „hervorragende wissenschaftliche Leistung“ als engagierte „Bürgerwissenschaftlerin“ geehrt.[24] Als sie bei der Zeremonie gefragt wurde, ob sie ihre Arbeit fortsetzen oder sich nun zur Ruhe setzen wolle, antwortete sie: „Nö, so lang es geht, geht’s“, und ergänzte lachend: „Ich hab doch keine Langeweile.“[25]

      Am 23. Januar 2023 wurde Friedländer mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse ausgezeichnet. In Zusammenhang mit der Verleihung wurde im Roten Rathaus eine Büste Friedländers von der Künstlerin Stephanie von Dallwitz enthüllt. Die Regierende Bürgermeisterin Berlins, Franziska Giffey, sagte über die Plastik, dass damit an prominenter Stelle gezeigt werde, „dass im Rathaus unserer Stadt auch all die Berliner Jüdinnen und Juden ihren Platz haben, die das menschenverachtende nationalsozialistische Regime vertrieben, deportiert oder ermordet hat“.[26]

      2024 wurde sie mit dem Berliner Bären ausgezeichnet.[27] Am 4. Juni 2024 wurde sie im Berliner Bode-Museum von der Landesregierung Nordrhein-Westfalen mit der Mevlüde-Genç-Medaille dafür geehrt, dass sie „auf vielfältige Weise und mit großem Engagement an die Verbrechen des Nationalsozialismus erinnert“, so die Staatskanzlei Düsseldorf.[28]

      Die deutsche Vogue bildete sie in ihrer Juli-/August-Ausgabe 2024 auf dem Titelbild ab, in einem roten Miu-Miu-Mantel. Als junge Frau hatte sie davon geträumt, Schneiderin und Designerin zu werden, und sich 1936 an einer Berliner Kunstgewerbeschule eingeschrieben.[29][30] Am 4. April 2025 wurde Margot Friedländer in Münster mit dem Sonderpreis des Internationalen Preises des Westfälischen Friedens geehrt, den ihr Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreichte.[31]

      Friedländer sprach am 7. Mai 2025 im Roten Rathaus zum 80. Jahrestag des Kriegsendes in Deutschland. Zwei Tage nach ihrem letzten öffentlichen Auftritt starb sie am 9. Mai 2025 im Alter von 103 Jahren in Berlin. An diesem Tag wollte ihr Bundespräsident Steinmeier das Große Verdienstkreuz aushändigen, das er ihr zuvor bereits verliehen hatte.
    Travel New York and Le Havreofficial Number Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [4
    Travel Ship: Marine Perch  [2
    Verwandschaft No 
    Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Margot_Friedl%C3%A4nder 
    FSID GJ7K-G8Z  [5
    Religion Jewish 
    Tod 9 Mai 2025  Berlin, Berlin, Berlin, Germany Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Beerdigung 14 Mai 2025  Jüdischer Friedhof, Weißensee, Berlin, Berlin, Germany Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Personen-Kennung I43072  KLERC
    Zuletzt bearbeitet am 28 Dez 2025 

    Vater Artur BENDHEIM,   geb. 11 Apr 1892, Langen (Hessen), Kreis Offenbach, Hessen, Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 10 Aug 1942, Oswiecim, Malopolskie, Poland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 50 Jahre) 
    Beziehung natural 
    Mutter Auguste GROSS,   geb. 18 Jan 1894, Teschen, Schlesien, Österreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 29 Jan 1943, Oświęcim, Powiat oświęcimski, Małopolskie, Poland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 49 Jahre) 
    Beziehung natural 
    Scheidung 1937 
    Familien-Kennung F30360  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie Adolf FRIEDLÄNDER,   geb. 15 Jul 1910, Berlin, Brandenburg, Prussia, Germany Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 25 Dez 1997, Kew Gardens, Queens, New York City, New York, United States Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 87 Jahre) 
    Familien-Kennung F30361  Familienblatt  |  Familientafel
    Zuletzt bearbeitet am 28 Dez 2025 

  • Stammbaum
    1Anni Margot BENDHEIM(1921 – 2025)
    2Artur BENDHEIM(1892 – 1942)
    3Auguste GROSS(1894 – 1943)

  • Ereignis-Karte
    Link zu Google MapsGeburt - 5 Nov 1921 - Berlin, Berlin, Berlin, Germany Link zu Google Earth
    Link zu Google MapsArrival - Age: 24 - 27 Jul 1946 - New York, New York, New York, USA Link zu Google Earth
    Link zu Google MapsArrival - Age: 38; Ship: United States; ShippingLine: United States Line - 10 Aug 1960 - Southampton, Hampshire, England Link zu Google Earth
    Link zu Google MapsDeparture - - Bremen, Germany Link zu Google Earth
    Link zu Google MapsDeparture - - New York, New York, New York, USA Link zu Google Earth
    Link zu Google MapsTod - 9 Mai 2025 - Berlin, Berlin, Berlin, Germany Link zu Google Earth
     = Link zu Google Earth 

  • Fotos
    Margot-Friedländer
    Margot-Friedländer
    Von Scott-Hendryk Dillan (Diskussion) - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23481669
    1024px-Stolperstein_Skalitzer_Str_32__Kreuzb__Margot_Bendheim
    1024px-Stolperstein_Skalitzer_Str_32__Kreuzb__Margot_Bendheim
    Von OTFW, Berlin - Selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=19134419

  • Quellen 
    1. [S12557] Ancestry.com, Germany, Incarceration Documents, 1933-1945, (Name: Ancestry.com Operations, Inc.; Location: Lehi, UT; Date: 2025;), Arolsen Archives; Bad Arolsen, Germany; Record Group 1 Incarceration Documents; Reference: 1.2.1.1.
      Record for Margot Bendheim
      https://search.ancestry.com/cgi-bin/sse.dll?db=63029&h=3179156&indiv=try

    2. [S9224] Ancestry.com, New York, USA, Listen ankommender Passagier und Besatzungen (einschließlich Castle Garden und Ellis Island), 1820-1957, (Name: Ancestry.com Operations, Inc.; Location: Lehi, UT, USA; Date: 2010;), The National Archives in Washington, DC; Washington, DC, USA; Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957; Microfilm Serial or NAID: T715; RG Title: Records of the Immigration and Naturalization Service, 1787-2004; RG: 85.
      Record for Margot Friedlaender
      https://search.ancestry.com/cgi-bin/sse.dll?db=7488&h=3021504304&indiv=try
      New York, US, Arriving Passenger and Crew Lists (including Castle Garden and Ellis Island), 1820-1957 - Anni Margot Bendheim
      New York, US, Arriving Passenger and Crew Lists (including Castle Garden and Ellis Island), 1820-1957 - Anni Margot Bendheim
      The National Archives in Washington, DC; Washington, DC, USA; Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957; Microfilm Serial or NAID: T715; RG Title: Records of the Immigration and Naturalization Service, 1787-2004; RG: 85


    3. [S12558] Free Access: USC Shoah Foundation, Holocaust – Jewish Survivor Interviews, (Name: Ancestry.com Operations, Inc.; Location: Lehi, UT, USA; Date: 2020;), USC Shoah Foundation; Los Angeles, CA, USA; Visual History Archive: the Holocaust.
      Record for Margot Bendheim Friedlander
      https://search.ancestry.com/cgi-bin/sse.dll?db=62195&h=403974&indiv=try

    4. [S12287] Ancestry.com, Großbritannien und Irland, Listen ankommender Passagiere, 1878-1960, (Name: Ancestry.com Operations Inc; Location: Lehi, UT, USA; Date: 2008;), The National Archives in Washington, DC; London, England, UK; Board of Trade: Commercial and Statistical Department and Successors: Inwards Passenger Lists; Class: Bt26; Piece: 1458; Item: 84.
      Record for Margot A Friedlander
      https://search.ancestry.com/cgi-bin/sse.dll?db=1518&h=1897734&indiv=try
      UK and Ireland, Incoming Passenger Lists, 1878-1960 - Anni Margot Bendheim
      UK and Ireland, Incoming Passenger Lists, 1878-1960 - Anni Margot Bendheim
      The National Archives in Washington, DC; London, England, UK; Board of Trade: Commercial and Statistical Department and Successors: Inwards Passenger Lists; Class: Bt26; Piece: 1458; Item: 84


    5. [S10170] FamilySearch.org, FamilySearch FamilyTree, "Family Tree," database, FamilySearch (http://familysearch.org : modified 13 May 2025, 11:28), entry for Margot Anni Bendheim (PID https://ark.familysearch.org/ark:/61903/4:1:GJ7K-G8Z ); contributed by various users.
      https://ark.familysearch.org/ark:/61903/4:1:GJ7K-G8Z



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